Erasmus+ Gruppenmobilität Askøy 2025
Vom 21. bis 28. September 2025 hieß es für eine Gruppe der Andreas-Gordon-Schule: „AGS goes Norway“. Elf Auszubildende durften im Rahmen des Erasmus+-Programms gemeinsam mit Frau Nordmann und Herrn Gallion unsere Partnerschule Askøy videregående skole besuchen. Begleitet wurden sie außerdem von einer Ausbilderin sowie zwei Kolleginnen aus dem Schulsekretariat.
Schon die Anreise am Sonntag hatte etwas Abenteuerliches. Von Erfurt ging es mit dem Zug nach Berlin weiter zum Flughafen BER. Dort starteten wir mit Norwegian Airlines nach Bergen, der „Hauptstadt der Fjorde“. Die Vorfreude stieg, als wir ins Flugzeug einstiegen. Schon beim Anflug auf die norwegische Küste zeigten sich die typischen Fjorde – tiefblaues Wasser, steile Berghänge und schroffe Felsen. In Bergen angekommen brachte uns ein Taxi zu den Hütten, die für eine Woche unser Zuhause werden sollten.
Der Montag begann eindrucksvoll. Ann-Elin, unsere Betreuerin von der Partnerschule, holte uns mit dem schuleigenen Bus ab und fuhr uns durch spektakuläre Landschaften nach Eidfjord, mit einem kleinen Zwischenstopp in Voss. Unser Ziel war die Sima Power Station, eine der größten Wasserkraftanlagen Europas. Bevor die Führung begann, nahmen wir im hauseigenen Kinosaal Platz und schauten einen Film über Statkraft, die Bedeutung der Wasserkraft in Norwegen und den Bau der gigantischen Anlage. Danach ging es mit dem Bus mehrere hundert Meter tief ins Berginnere. Im riesigen Maschinenraum zwischen Generatoren und Turbinen bekamen wir eine Vorstellung von den Dimensionen dieser unterirdischen Anlage. Wartungsarbeiten schränkten den Rundgang zwar etwas ein, doch allein die Größe und Atmosphäre unter Tage waren überwältigend und hinterließen einen bleibenden Eindruck. Am Nachmittag setzten wir mit der Fähre von Eidfjord über den Hardangerfjord nach Norheimsund über – ein Erlebnis, das uns die Schönheit der norwegischen Natur noch einmal besonders nahebrachte. Bevor es zurück zu den Hütten ging, hielten wir noch am Steindalsfossen, einem Wasserfall, hinter dem man sogar hindurchgehen kann.
Am Dienstag führte uns der Weg nach Bergen. Mit der Fähre setzten wir von Askøy über und tauchten bei einer Stadtführung in die Geschichte und Kultur der zweitgrößten Stadt Norwegens ein. Wir erfuhren, dass Bergen jahrhundertelang ein wichtiger Handelsplatz der Hanse war, die berühmten Bryggen-Holzhäuser beherbergt und zu den regenreichsten Städten Europas zählt. Doch an diesem Tag hatten wir Glück mit dem Wetter und die Sonne begleitete uns. Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant Egon fuhren wir mit der Standseilbahn auf den Fløyen, einen der sieben Hausberge. Von oben bot sich ein spektakulärer Panoramablick über die Stadt, den Hafen und die umliegenden Berge sowie den Fjorden. Ein Gruppenfoto durfte nicht fehlen, bevor einige von uns zu Fuß den Weg zurück in die Stadt hinab antraten.
Am Mittwoch begann unser erster Tag an der Askøy videregående skole. Nach einer herzlichen Begrüßung führte uns Ann-Elin durch das moderne Schulgebäude. Besonders beeindruckend war, dass die Schule über eigene hochmoderne KFZ-, Holz-, Metall- und Schweiß- sowie Elektrowerkstätten verfügt. Hier haben die Schüler die Möglichkeit, ihr theoretisch erlerntes Wissen direkt in die Praxis umzusetzen. Ebenso fiel auf, dass die Natur im gesamten Gebäude eine zentrale Rolle spielte: Das Schulhaus war überwiegend aus Holz gebaut und verfügte über große Fenster, die sich vom Boden bis zur Decke erstreckten und einen weiten Blick ins Grüne sowie auf die umgebende Landschaft eröffneten. Danach nahmen wir an einer Einführung in das norwegische Programm „MOT“ teil, das Jugendliche zu mehr Mut und Selbstvertrauen ermutigt. Anschließend bekamen wir eine Führung durch den sehr modernen schuleigenen Kultursaal, der auch für Veranstaltungen und Konzerte genutzt wird. Dort erhielten wir eine kleine Kostprobe der leistungsstarken Technik- und Musikanlage und durften sogar einen Blick hinter die Kulissen in den Technikraum sowie in die Garderoben werfen.
Der Donnerstag stand ganz im Zeichen des Schulalltags an der Askøy videregående skole. Wir teilten uns zunächst in Gruppen auf, sodass jede Gruppe unterschiedliche Fächer besuchen und verschiedene Eindrücke sammeln konnte. Besonders spannend war Unterricht „Communication and Interaction“, wo wir in gemischten Teams Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Norwegen und Deutschland herausarbeiteten. Parallel dazu besuchte die andere Gruppe Psychologie, ein Fach, das es in Deutschland nicht gibt, sowie „Communication and Cooperation“, das für uns ebenfalls neu war. Im Spanischunterricht lernten wir erste Wörter und Sätze, übersetzten Tiernamen und tanzten sogar Salsa. Dabei zeigte sich schnell, dass nicht bei jedem die Füße so wollten wie der Kopf. Während manche fast wie Profis übers Parkett schwebten, sah es bei anderen eher nach einem kleinen Stolperkurs aus – sehr zur Freude aller Beteiligten, doch der Spaß stand im Vordergrund. Im Deutschunterricht waren wir schließlich selbst gefragt und stellten unsere Heimat und Berlin vor. Zum Abschluss des Tages kamen wir wieder zusammen, um beim Redewettbewerb „Ta ordet!“ („Ergreif das Wort“) den norwegischen Schülern zuzuhören. Der Tag machte deutlich, wie vielfältig und abwechslungsreich Unterricht in Norwegen sein kann, manchmal ganz anders, manchmal erstaunlich ähnlich zu dem, was wir aus Deutschland kennen.
Am Freitag tauchten wir noch tiefer ins Schulleben ein. Während bei der einen Gruppe im Physikunterricht die Köpfe rauchten, weil Formeln und Experimente volle Konzentration verlangten, ging es bei der anderen Gruppe sprachlicher, aber nicht weniger spannend zu. Dort stand das Schreiben von Bewerbungen auf dem Programm. Unterstützt wurden wir dabei von digitalen Lernplattformen, die für uns neu waren und spannende Vergleiche zum Unterricht in Deutschland ermöglichten.
Der Samstag gehörte ganz der Natur. Die Gruppe teilte sich: Während einige das Naturkundemuseum in Bergen ansahen, machten sich die anderen bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg in die Berge. Mit der Seilbahn ging es auf den Ulriken, den höchsten der sieben Berge rund um Bergen. Oben erwartete uns ein grandioser Ausblick, bevor wir die etwa 13 Kilometer lange Wanderung bis zum Fløyen starteten. Der Weg führte über felsige Pfade, durch Moorlandschaften, vorbei an kleinen Seen und auch über matschige Abschnitte, bei denen nicht jeder so glimpflich davonkam. Manchmal anstrengend, aber immer mit beeindruckenden Ausblicken auf Stadt, Fjord und Berge. Nach mehreren Stunden erreichten wir erschöpft, aber glücklich den Fløyen. Dort rundeten ein Eis sowie ein Gruppenfoto und das gute Gefühl, gemeinsam etwas Besonderes geschafft zu haben, diesen unvergesslichen Tag ab.
Am Sonntag hieß es Abschied nehmen. Nach dem Packen und einer letzten Fahrt mit Bus und Straßenbahn erreichten wir den Flughafen Bergen. Mit vielen Erinnerungen im Gepäck und einem Koffer voller Eindrücke flogen wir zurück nach Berlin. Dort verabschiedeten wir uns von einigen Gruppenmitgliedern, die direkt in ihre Heimatstädte weiterreisten. Für den Rest ging es mit dem ICE nach Erfurt und von dort aus nach Hause.
Die Woche in Norwegen war für uns mehr als nur ein Schulprojekt, sie war eine einzigartige Erfahrung voller Begegnungen, Erlebnisse und Eindrücke, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Dank Erasmus+ konnten wir nicht nur das norwegische Schulsystem, die Kultur und die beeindruckende Natur des Landes kennenlernen, sondern auch unsere Sprachkenntnisse anwenden und neue Freundschaften schließen.
Diese Erasmus+-Woche hat uns gezeigt, wie bereichernd es ist, in eine andere Kultur einzutauchen, neue Perspektiven zu gewinnen und gemeinsam unvergessliche Erfahrungen zu sammeln.
Ein besonderer Dank gilt Frau Nordmann und Ann-Elin für die Organisation der Reise und die herzliche Gastfreundschaft in Norwegen. Ohne sie wäre diese unvergessliche Woche nicht möglich gewesen.
Til Niklas Burkhardt (EBT 24A)
